Laut aktuellen Umfragen sind rund 83% der bayerischen Bevölkerung mit der medizinischen Versorgung vor Ort zufrieden. Dabei ist die bayerische Gesundheits- und Pflegebranche nicht nur ein Top-Standort für die internationale Medizintechnik und Pharmaindustrie, sondern beschäftigt mittlerweile sogar viermal so viele Arbeitnehmer wie die Automobilindustrie. Aus diesem Grund hat sich der Landtagsabgeordnete Max Gibis nun beim Arberlandklinken-Vorstand Christian Schmitz über die Situation der medizinischen Versorgung im Landkreis Regen informiert.
Beim Austausch an der Arberlandklinik Zwiesel, bei dem neben dem Abgeordneten Max Gibis und dem Kliniken-Vorstand Christian Schmitz auch noch der Ärztliche Direktor Christian Pötzl und die Pflegedienstleiterin Angela Schwarz dabei waren, wurde intensiv über das Gesundheitssystem in Bayern diskutiert und dabei vor allem die Bereiche mit Verbesserungspotential beleuchtet. Die Kliniken-Vertreter machten gegenüber MdL Max Gibis deutlich, dass es in manchen Teilen elementare Probleme gibt, die unbedingt von der Politik angegangen werden müssen.
Angesprochen auf die kurzfristige Schließung der Geburtenstation in der Arberlandklinik-Zwiesel führte Christian Schmitz aus, dass es sich dabei um eine unglückliche Verkettung von Ausfällen gehandelt hatte, die einen sicheren Betrieb der Geburtenstation über das besagte Wochenende nicht zu 100% sicherstellen ließen, so dass sich die Verantwortlichen dazu entschlossen hatten, die Station vorsichtshalber für ein Wochenende zu schließen. „Strukturell haben wir keine Probleme, im Gegenteil wir sind im Bereich der Geburtenstation grundsätzlich sehr gut aufgestellt“, attestierte Christian Schmitz. „Generell verbessert sich die Hebammensituation in Bayern aktuell, vor allem auch, weil der Freistaat hier mit Förderungen und Zuschüssen alles getan hat, um auch die kleinen Geburtenstationen im ländlichen Raum erhalten zu können.“ Auch die Umstellung auf die akademisierte Hebammenausbildung bringt laut Christian Schmitz deutliche Erfolge, da sich die Zahl der Berufsanfänger dadurch deutlich erhöht an.
Generell waren sich die Gesprächsteilnehmer aber einig, dass eine pauschale Akademisierung aller Berufe im Bereich der medizinischen Versorgung oder der Pflege, wie sie zurzeit stattfindet, nicht die Lösung aller Probleme darstellt. „Wir brauchen wieder mehr Anteil an praktischer Ausbildung, damit die Berufsanfänger auch wissen, was sie am Patienten tun, wenn sie in den Beruf einsteigen“, machte der Ärztliche Direktor Christian Pötzl deutlich. MdL Max Gibis, der sich schon lange für die bewährte berufliche Ausbildung sowie das System der dualen und praxisorientieren Studiengängen stark macht, gab ihm hier uneingeschränkt recht.
Ein gemeinsamer Kritikpunkt war die überbordende Bürokratie gerade im Bereich der Pflege. „Mit einem Anteil von teilweise bis zu 50% hält die Bürokratie die Beschäftigten in der Pflege einfach zu lange auf“, betont Pflegedienstleiterin Angela Schwarz. „Das wirkt sich auch negativ auf die Attraktivität des Berufes aus.“ Dr. Christian Pötzl gab ihr Recht: „Die Beschäftigen in der Pflege möchten am Patienten arbeiten, doch werden sie durch bürokratischen Aufwand davon abgehalten. Letztendlich fehlt diese Zeit auch bei der Arbeit am Patienten.“ Auch wirtschaftlich betrachtet macht die übermäßige Bürokratie dem Kliniken-Vorstand Christian Schmitz Sorgen. „Wir bilden einen bürokratischen Wasserkopf, der mit finanziert werden muss.“ Lobend erwähnte er in diesem Zusammenhang den bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek, der die Problematik verstanden hätte, aktuell erste Lösungsansätze mit Praktikern aus den Kliniken erarbeitet, aber aufgrund der Zuständigkeiten des Bundes bei vielen Regelungen letztendlich machtlos sei.
Als letzten Punkt besprachen die Gesprächsteilnehmer die notärztliche Versorgung, bei der es in Zukunft auch Optimierungsbedarf gibt, um das System überhaupt aufrecht halten zu können. „Es gilt, die Ressourcen, die wir im Bereich der Notfallversorgung in verschiedenen Sektoren vorhalten, zu bündeln und Synergien effektiv zu nutzen“, verdeutlicht Christian Schmitz. Auch ein System, bei dem die Notarztversorgung an den Krankenhäusern angedockt wird, also einer Verzahnung von ambulanter und stationärer Notfallversorgung, ist für die Verantwortlichen der Arberlandkliniken nicht ausgeschlossen, wenn die Finanzierung ausreichend geregelt wird und die Kliniken Zeit für die Personalgewinnung und Qualifizierung erhalten. „An den ersten Anlaufstationen für die Notfallversorgung, nämlich den Krankenhäusern, können Notfallmediziner beschäftigt sein und im Falle eines Einsatzes von dort ausrücken.“ MdL Max Gibis versprach, diesen Ansatz bei der aktuellen Überarbeitung der notärztlichen Versorgung im Innenministerium einzuspeisen.